Jetzt ist endlich so weit. Die letzten paar Events habe ich schon darüber gesprochen, wir fahren zum Tongariro Crossing.
Normalerweise habe ich ja immer Sonntag, Montag und Dienstag frei aber ich habe für diese Gelegenheit mit Ruth gesprochen, so das ich dieses Mal auch den Freitag freibekomme und Peggy hat sich noch den Montag freigenommen, so das wir endlich einen der großen Punkte auf unsere Bucketliste abhacken können.
Also fuhren am 12. November ins National Park Village, um am nächsten Tag das Tongariro Crossing zu machen.
Die Fahrt von Wellington bis zum National Park Village, wo wir übernachten werden, sind es knapp 4 Stunden Fahrt. Um uns etwas Geld zu sparen hat Peggy noch 2 Jungs aus Wellington gefunden, die auch zum Tongariro wollen. Sie werden allerdings nicht wie wir nur das Crossing machen, sie wollen einen der Great Walks machen, das Tongariro Circualar. Das heißt, dass sie 2-3 Tage wandern wollen. Sie haben alles dabei, Kleidung, Essen und Schlafsack. Denn sie werde in 2 Hütten unterwegs schlafen. Leider ist das Wetter nicht das allerbeste und es regnet immer wieder.
Das haben wir zum Glück nicht vor, wir haben uns ein privates Hostelzimmer gebucht und von da aus einen Transfer zum Startpunkt und einen vom Endpunkt wieder zum Hostel. Ich glaube, dass es echt noch ganz schön hart werden wird, das ganze Crossing. Na ja, aber so weit sind wir ja noch nicht. Zuerst brachten wir die Jungs zu Ihrem Startpunkt, denn sie werden heute noch ein ganzes Stück laufen, damit sie es auch bis Montag schaffen um mit uns auch wieder zurückzufahren.
Es war zwar schon Nachmittag, aber wir wollten uns jetzt doch noch schnell was ansehen. Peggy ist ja großer Herr der Ringe Fan, wie ich schon mehrfach erzählt habe und natürlich wurde gerade hier auch viel von den Filmen gedreht und Peggy hatte alles auf ihrer Liste.
So machten wir noch schnell einen Stopp bei den Tawhai Falls, oder Gollums Pool. Hier wurde die Szene mit Gollum gedreht, wo Gollum unten am Fluss die Fische frisst und laut singt und wo die Elben ihn eigentlich umbringen wollen, aber Frodo sie davon abhält.
Der Weg zu dem Wasserfall war jetzt nicht besonders weit, 800 m, denn wir müssen ja unsere Kräfte sparen für morgen. Doch wirklich beeindruckend war hier nichts. Es war eben ein Wasserfall wie schon so viele, die wir gesehen haben. Auch Peggy war nicht begeistert. So blieben wir auch nicht lange und machten uns auf den Weg zum Hostel, um uns seelisch und moralisch auf morgen vorzubereiten.
Unser Plan war es gleich morgens, mit einem der ersten Busse zum Berg zufahren, so dass wir genug Zeit haben die 19,4 Km hinter uns zu bringen und dann noch einen Bus zurück zum Hostel zu erreichen. Unsere Wandersachen hatten wir schon am Abend zusammen gepackt, da wir beide nicht so ganz Frühaufsteher sind.
Am morgen kam dann die Ernüchterung, es war sehr dicker Nebel und es nieselte. Na ja, aber was sollten wir jetzt machen. Das war unsere einzige Chance das Crossing zu machen und auch wenn es ja erst Mitte November ist, es ist nicht mehr viel Zeit, vor allem für mich, da ich ja schon Anfang Januar meine Südinsel Reise beginne und nicht mehr vorhabe auf die Nordinsel zurückzukehren. Es war wirklich sehr ernüchternd, denn ich wollte doch auch so tolle Bilder machen wie man immer sieht, den Ausblick genießen. Ok wir geben die Hoffnung noch nicht auf, vielleicht klart es ja noch auf bevor wir da sind.
Natürlich hat es das nicht. Aber wir laufen das jetzt so oder so. Der Nebel war dicht und es war recht nass. Ich hatte meine 3/4 lange Sporthose an und nur ein T-Shirt unter meiner Regenjacke. Ja, was gibt es von der Wanderung zu berichten? Nicht viel, denn gesehen haben wir ja nichts. Es war unheimlich nass und je höher wir kamen, umso stärker wurde der Wind und das Regen wurde zu Eis. Meine Hosen waren total durchgeweicht und irgendwann auch etwas gefroren. Doch da es wirklich sehr steil nach oben ging und es so mit auch echt anstrengend war, braucht ich wirklich erst oben bei dem Red Crater meinen Pullover, den ich noch mit unter meine Regenjacke zog. Die Regenjacke war zum Glück echt Wasserdicht, sodass ich gut trocken blieb.
Nachdem wir dann die Emerald Lakes erreicht hatten, hatten wir mal für ca. eine Minute eine Sicht von 20 Metern und nicht nur 10 m, sodass wir wenigstens ein schnelles Foto von uns und dem See machen konnten. Eigentlich hatten wir hier geplant unsere Mittagspause zu machen, aber darauf hatten wir jetzt auch keine Lust mehr, der Wetter was so scheiße, dass wir nur noch Frustriert waren und nur noch zum Hostel unter eine heiße Dusche wollten. Doch das sollte noch eine lange Weile dauern. Denn wenn man dem Schild hier oben schon hinter dem Gipfel glaubt, haben wir wirklich noch nicht mal die Hälfte des Weges geschafft, was uns beide etwas verwundert, aber gut. Ist ja auch egal, denn wir sehen ja eh nichts und eigentlich ist die Sache ja eh schon gelaufen.
Ja, die Stimmung ist wirklich so schlecht. Na ja, auf zurück ins Tal. Aber der Weg ins Tal war ja wohl ein Witz. Ich kann es kaum in Worte fassen. Wie kann man 11 km Serpentinen machen??? Hier lies jetzt langsam der Nebel nach und es regnete auch nicht mehr, was uns sehen ließ wie der Weg verläuft und wie bescheiden lang dieser Weg noch ist. Ja, es war einfach ein endloser Weg, der nie aufhören wollte. Mittlerweile hatten wir beschlossen uns echt zu beeilen und den ersten Rückbus zu erreichen, welcher uns um 14 Uhr abholen sollte. Ursprünglich wollten wir ja erst den zweiten Bus um 16 Uhr nehmen, aber da wir jetzt ja eh schon so weit waren. Also rannten wir mehr oder weniger den Berg runter. Denn dann unten noch mal 2 Stunden herumzusitzen und auf den nächsten Bus zu warten, das wollten wir echt nicht.
Ich weiß nicht, ob das Power-Walken so eine gute Idee war. Ich hatte meine Wanderschuhe an und ich weiß nicht warum, vielleicht sind meine Füße angeschwollen, aber meine Schuhe wurden immer kleiner und ich hatte wahnsinnige Schmerzen. Ich war wirklich schon fast am Heulen bei jedem Schritt, aber Peggy wurde eher schneller als langsamer und so musste ich ja hinterher. Im Tal hatte sich dann der Nebel schon aufgelöst und wir machten noch das ein oder andere Bild. Doch das letzte Stück der endlosen Strecke hatte ich kein Blick mehr, auf das, was um mich geschah, ich hatte mit mir und meine Schmerzen zu tun.
Endlich am Punkt angekommen, wo uns der Bus dann wieder abholen sollte, waren wir nicht sie einzigen, die nach Hause wollten. Viele hatten sich genau wie wir extra beeilt, um dem schlechten Wetter auf dem Berg zu entfliehen. Es ging sogar so weit, dass Peggy dann noch im Hostel anrief, dass sie bitte mit einem großen Bus kommen sollen, da hier echt schon sehr viel Leute warteten.
Es dauertet noch eine Stunde, bis der Bus dann auch endlich kam. Als wir dann endlich zurück im Hostel waren, ging es erst mal unter die heiße Dusche und ans relaxen. Doch nicht mal die heiße Dusche schaffte es, meine gefrorenen Beine aufzutauen.
Den Abend verbrachten wir im Bett und reflektierten an der extremen Wanderung. Ja, auch wenn das Wetter echt richtig mies gewesen ist, gab es immer wieder Momente, die uns beeindruckten oder uns an unsere Grenzen brachte.
Zu einem sind uns selbst bei dem Eisregen auch immer wieder auch Menschen in kurzen Hosen begegnet. Ich weiß nicht wie aber meine Beine waren trotz Hose ja schon taub vor Kälte und Nässe, doch ganz ohne den schützenden Stoff und somit dem Eisregen direkt auf der Haut, das kann ja nicht gesund sein.
Auch hat uns der Nebel immer wieder extrem die Dimensionen genommen. Wenn wir im Nachhinein vergleichen, was wir gesehen haben und was andere auf ihren Fotos festgehalten haben, das ist Wahnsinn.
Schon allein der Red Crater ist riesig, doch für uns, ja, wir waren in unserer Nebelblase und sind einfach nur gelaufen, an der Länge des Weges und der Zeit, die wir brauchten, um den Crater zu durch queren war uns schon klar, dass es wohl etwas größer sein musste doch eine richtige Vorstellung hatten wir nicht. Und auch danach, wenn man vom Red Crater um Emerald Lake heruntergeht. Hier besteht der gesamte Weg aus losem Bimsstein, es ist fast als ob an eine Sanddüne herunterläuft. Hier an der Stelle hört man immer wieder von Abstürzen und schweren Verletzungen und auch das hatten wir im Hinterkopf, doch für uns sah hier nichts gefährlich aus, auch wenn wir direkt, an der Kante standen. Für und war hier kein Abgrund, für uns war es einfach nur derselbe Ausblick, den wir schon den ganzen Tag hatte.
Das Einzige, was für uns gefährlich aussah, war der Nebel, der die Menschen vor und hinter uns immer wieder verschluckte.
Ich bin auch fest davon überzeugt, dass das Wetter bei unserer Wanderung eine große Rolle, in ihrem Verlauf, gespielt hatte. Immerhin haben wir 19,4 km in 6 Stunden und 5 Minuten hinter uns gebracht. Das wäre bei schönem Wetter nie passiert. Natürlich hätten wir dann all die tollen Aussichten gehabt, auf die wir uns ja so gefreut haben, aber wir hätten auch die wahren Dimensionen der Stecke gesehen. Wie weit wir nach oben müssen, wie lang der Weg durch den Crater ist und wie groß die Absturzgefahr wirklich ist. Doch da wir nie wirklich weiter als 20 Meter sehen konnten, konnte uns auch nichts einschüchtern oder demotivieren. Denn wie oft haben wir den Gedanken bei Wandern, “Oh Gott noch so weit?” Das alles hatten wir nicht, denn 20 Meter ist nicht weit. Wir brauchten auch keine Pausen machen, um uns umzusehen und Fotos zu machen, was uns immer wieder aus unserem Rhythmus gebracht hätte und uns die Zeit gegeben hätte zu realisieren wie verrückt wir sind. Man kann sich kaum vorstellen, dass wir am Anfang so viel Angst hatten, dass wir den letzten Bus um 17:30 Uhr nicht schaffen werden, weil es so weit ist und wir so untrainiert. Doch dank des Wetters spielt das alles keine Rolle. Es war auch nicht anstrengend. Klar waren wir kaputt, aber das war lange nicht so schlimm wie erwartet.
Ja, denn noch hatten wir ein paar Spuren davon getragen. Ich konnte am Abend mein rechtes Bein keinen Millimeter mehr anheben vor lauter Überlastung, ich hatte echt schon Angst bekommen, dass ich mir richtig was getan hab. Ich konnte auch kaum noch aus dem Bett aufstehen. Doch am nächsten Morgen war es schon viel besser, daher war es wirklich nur Überlastung.
Trotzdem wurden wir an dem Abend nicht sonderlich alt. Ich setzte mir um 22 Uhr meine Schlafmaske auf und machte die Augen zu. Peggy wollte noch eine Weile lesen.