Meine kleine Weltreise

Der letzte Hieb von Jess

Das Ganze hier ging jetzt etwas schnell und ich hatte keine richtige Zeit mich von allen zu verabschieden, daher hatte ich beschlossen noch eine Nacht in Puke zu verbringen und Freddy war so nett, mich die eine Nacht aufzunehmen. So konnten wir alle zusammen noch mal essen gehen bevor ich mich dann wirklich auf nach Süden mache.

Es war schon spät als ich auf einmal eine Nachricht von Ruth (meiner neuen Hostmom in Wellington) bekam. Ich war komplett geschockt. Meine liebste gute Jess hat doch tatsächlich die Dreistigkeit besessen, Ruth zu schreiben und ihr zu sagen, dass ich die schlimmste Person in der Welt bin. Jetzt war es vorbei, ich war am Ende.

Was sollte ich jetzt tun?

Ich tat das einzige, was mir einfiel und hab ihre eine ewig lange Mail geschrieben.

Den Moment, in dem ich fertig war mit lesen, was Jess ihr erzählt hat, war mir klar, dass ich von Jess nichts anderes erwartet habe. Sie ist einfach so eine Person, das Ganze hatte mir natürlich ordentlich den Abend ruiniert und ich konnte vor lauter Wut nicht mal schlafen. Ich war sehr froh, dass Freddy da war und mich abhalten konnte etwas Dummes zu tun.

Ich schrieb Ruth noch 2 E-Mail und sie war super verständnisvoll und ist weiter hin bereit mir eine Chance zu geben. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie erleichtert ich war. Ich kann so gut verstehen, dass, wenn man so eine E-Mail bekommt, sich Sorgen macht, aber sie hat das einzig Richtige gemacht und sich auch meine Seite der Geschichte angehört und ich weiß, das hätten viele nicht gemacht. Das rechne ich ihr sehr hoch an.

Meine kleine Weltreise

Good Bye

Es waren keine einfachen paar Tage. Ich hatte soviel zu tun und zu organisieren, denn es ist ja nicht einfach so, wenn man auf einmal rausgeschmissen wird. Ich hätte eigentlich noch 3 Wochen gehabt und dann wäre meine Zeit hier in Pukekohe eh vorbei gewesen. Aber gut, ich bin froh, dass ich wegkann.

Ich kontaktierte meine neue Hostmom, um zu sehen, ob ich jetzt nicht doch etwas früher kommen kann, denn das Problem war ja auch ein bisschen, dass ich in letzter Zeit nicht viel sparen konnte und so sowieso schon auf meine deutschen Reserven zurückgreifen musste. Und jetzt noch 3 Wochen zu überbrücken wird echt schwer, zumal Winter ist und das Wetter daher auch nicht so toll das man viel unternehmen kann. Ruth war da echt locker und meinte, dass ich gerne schon 2 Wochen eher kommen kann. Glück gehabt, so war nur eine Woche übrig.

Auch da der Stelle bin ich wieder froh, dass ich auch noch aus USA Zeiten Kontakte hier in Neuseeland haben. Ich rief also Gemma und erzählte ihr alles. Ich hoffte das ich bei ihr vielleicht für ein oder 2 Tage unterkomme und das klappte auch. Einerseits war es einfach nur das ich sie noch mal sehe, denn ich glaube nicht das ich noch mal zurück nach Auckland kommen werde und ja auch um einfach irgendwo schlafen zu können. Das Haus war eigentlich voll, sie hatten ja einen Austauschschüler, dann war da noch ein anderer, der ein paar Tage bei ihnen verbrachte, weil seine Familie weggefahren war und natürlich Gemma und ihre Geschwister und die 2 Hunde. So fühlte ich mich wie Harry Potter und würde unter der Treppe schlafen.

Aber erst mal hieß es packen. Zum Glück waren am Samstag alle aus dem Haus und ich konnte ganz in Ruhe mein Zimmer ausräumen und alles in meinem Auto verstauen. Ich ließ mir wirklich Zeit, denn ich hatte ja eh nichts mehr vor. Es hatte sich schon wieder einiges an gesammelt und mein Auto war gut voll. Ich hatte es vor der Garage geparkt und den Kofferraum offen gelassen, weil ich ja ständig Sachen einräumen musste. Natürlich musst ich auch schauen das Gorgina nicht abhaut, denn sie darf ja nicht raus. Tobi, die andere Katze beobachte mich und als ich einmal wieder nach draußen kam, war er durch den Kofferraum auf den Beifahrersitz geklettert und wollte wohl auch mit, weg von Jess. Und wenn schon die Katze wegwill, dann kann es ja wohl kaum an mir liegen.

Es war schon traurig so auseinander zu gehen. Ich war nicht erlaubt mich von den Kindern zu verabschieden und auch musste ich die Katzen zurücklassen, die jetzt wohl auch auf Diät gesetzt werden. Naja so ist das Leben, es ist eine ständige Aneinanderreihung von Abschieden.

So sagte ich Good Bye und auf zum nächsten Abenteuer.

Die nächsten 2 Nächte verbrachte ich in Auckland bei Gemma und ihrer Familie, ich wohnte unter der Treppe und traf zum Abschluss noch einmal Arne, vom East Cape in Auckland und wir verbrachten einen Nachmittag im Museum. Seine Zeit hier in Neuseeland war jetzt auch vorbei und er machte sich nun auf nach Australien. Den anderen Tag machten wir mit Gemma und ihren Gastkindern und den 2 Hunden einen Ausflug zu den Fairy Falls. Ich bin hier ja schon einmal gewesen aber diesmal habe ich alles gesehen. Wir haben einen Rundweg gemacht, der einmal entlang der Wasserfälle führt. Es war wirklich toll und auch super anstrengend, denn die Stufen sind ja nicht weniger geworden. Auch die Hunde waren ganz schön am Kämpfen. Nur die Austauschschüler hatten ihren Spaß. Sie kletterte auf dem Felsen um her. Zu der Anstrengung, welche die Stufen verursachten, kam ja auch noch die hohen Temperaturen dazu. Aber ich war froh, dass wir noch einmal hier waren.

Nach dem meine Zeit bei Gemma auch vorbei war, holte ich noch für Peggy eine Campingausrüstung, weil sie hat ja jetzt auch ein eigenes Auto und braucht dafür jetzt Ausstattung. Und da mein Weg mich ja eh im Laufe der Woche nach Wellington führt, passt das ja. Es war wirklich ein Haufen Zeug und somit war mein Auto dann prope voll.

Meine kleine Weltreise

Der Rausschmiss

Meine Tage hier in Pukekohe nähern sich langsam dem Ende und das heiß, dass es langsam an der Zeit ist eine Liste zu machen, was ich noch alles sehen will hier oben. Auf der Liste steht auf jeden Fall noch die Seabird Coast. Da mit also gleich mal anfangen zu planen und Leute suchen, die mit wollen.

Dazu eignet sich ja am besten ein Picknick am Strand mit allen den neuen Aupairs, die jetzt hier in Puke sind.

Wir trafen und wieder an unserem “Hausstrand” und liefen vor bis zu unserem Felsen, wo wir picknickten und noch ein bisschen weiter erkundeten, was es den oben auf der Klippe noch so gibt.

Ich fand einige die gerne mit wollten, unter anderen Freddy und Jaqueline. Mit Jaqueline verstehe ich mich echt gut und wir sind auch am herumspinnen, ob wir nicht auch die Südinsel zusammen machen sollen. Denn ganz alleine wird sonst sicher teuer und ist auch nicht soviel Spaß.

Wir hatten uns also verabredet, um einmal die Seabird Coast entlangzufahren, doch vorher kam ja noch der Hammer.

Aus heitern Himmel wurde ich von Jess auf einmal zu einem Gespräch gebeten. Ja gut wer weiß, was da wieder los ist. Es kam raus, dass sie mir die wildesten Vorwürfe machte, von, dass ich die Kinder den ganzen Tag nur anschreie bis dahin, dass ich sie sogar geschlagen haben soll.

Ok, das war jetzt ja mal ein Schlag ins Gesicht. Ich will ja nicht sagen, das immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ist mit Kinder, klar gibt es mal Streit und man wird auch mal etwas lauter, aber das ich Kinder schlage ist ja wohl der Gipfel. Zu diesem ganzen Thema Jess gibt es soviel zu sagen, damit könnte ich ein ganzes Buch füllen, aber die Anschuldigungen sind bei den Haaren herbeigezogen und echt das Letzte. Das ganze Gespräch war total lächerlich und sehr monoton, denn sie hat nicht einmal nach meiner Seite der Geschichte gefragt, welche die Kinder ihr aufgetischt haben sollen. Wobei ich noch nicht mal glaube, dass die Kinder so was erzählen würden, wahrscheinlich wollte sie mich einfach loswerden.

Wie gesagt, das Gespräch kam zu dem Ergebnis, dass ich doch bitte gehen soll.

Ja ok gerne, ich warte ja schon lang auf den Tag endlich gehen zu können und bin nur dageblieben, damit ich Sie nicht im Stich lasse und die Kinder. So machten wir aus das ich am nächsten Tag noch meinen Ausflug mache und am Samstag dann im Laufe des Tages verschwinde, denn ich musste ja auch noch packen.

Hier muss ich wieder sagen, dass ich so froh bin, dass ich das Auto habe und wo ich eigentlich nur alles einwerfen muss und wegkann.

Am nächsten Tag fuhren wir dann also los, ich konnte mich nicht so richtig entspannen, denn ich hatte ja noch all meine Sachen bei Jess und wer weiß, was die in einem Anfall von Crazy damit macht.

Leider erinnere ich mich auch an nicht mehr viel was auf der Fahrt passiert ist und was wir gesehen haben. Den mein Kopf war ja ganz wo anderen. Doch dazu gleich noch mehr. Auf jeden Fall weiß ich noch, dass Jaqueline ja total Angst vor allen Tieren hat und wir beim Wandern über eine Kuhweide mussten. Wir hatten so einen Spaß sie aufzuziehen und zu beobachten und die Kühe natürlich auch. Denn, wenn jemand so komisch und ängstlich an ihnen vorbeigeht, dann werden die natürlich neugierig. Es war ein toller Tag und eben auch der letzte mit den Pukemädels.

Meine kleine Weltreise

Forgotten World

Als ich in die Straße zum Egmont National Park einbog, stand da schon irgendwas von wegen, im Winter nur mit Schneeketten oder Allrad ist es erlaubt hochzufahren, ich hab weder das eine noch das andere. Aber was solls, wir haben das Schild einfach nicht gesehen. Ich musste laut Wegbeschreibung bis zum Visitor Center fahren und von da war es nicht mehr weit bis zum Wasserfall.

Gesagt, getan, die ersten 3 Kilometer waren ein Klacks, doch dann hatte ich eine Höhe erreicht, wo echt Schnee lag. Klar hatten wir schon gestern gesehen, dass das Mt. Taranaki oben mit Schnee bedeckt ist, aber ich hatte nicht gedacht, dass auch das Visitor Center so hoch liegt oder der Schnee so weit unten ist, wie man es nimmt.

Naja war ja jetzt auch egal. Die Straße wurde immer eisiger und glatter, doch nichts was wir nicht in Berchtesgaden auch erlebt hätten. Also immer weiter den Berg hoch bis zum Visitor Center.

Sicher oben abgekommen war es ernüchternd. Das Visitor Center hatte zu und neben mir gab es nur noch ein Auto von einem älteren Ehepaar, das mich total verdattert an schaute. Hier lagen nämlich 80cm Schnee, und dafür war ich nicht ausgestattet. Ich hatte nicht mal Winterschuhe dabei. Denn so braucht man die in Neuseeland nicht, da es echt nur auf den Bergen schneit. Ja also nichts mit wandern. Das Ehepaar kam dann noch näher und schaute verwundert mein altes Auto an, “Wie sind sie denn hier hochgekommen? Sie haben aber keine Schneeketten dabei und Allrad auch nicht!”

Ich musste schmunzeln, klar hier können die alle im Schnee nicht Autofahren, weil es ja so selten schneit, es gibt glaub auch keine Winterreifen. Ich erzählte ihnen kurz, dass ich ohne Probleme auch so hier hochgekommen bin und dass sowas im deutschen Winter normal ist. Das wollten sie nicht so recht glauben, aber gut. Nachdem ich jetzt hier ja nichts machen kann, fuhr ich langsam den Berg wieder runter. Die Straße war echt sau glatt, das hatte ich beim Hochfahren gar nicht so gemerkt, aber ich bin ohne Probleme auch wieder heruntergekommen, zwar langsam, aber dafür stetig.

So hatte ich wenigstens schon mein erstes Abenteuer für den Tag abgehackt. Doch es war ja erst um 9 Uhr, also beschloss ich doch noch heute den Fergotten World Highway zu fahren.

Der Forgotten Wourld Highway oder auch Highway 43 ist eine der am wenigsten befahren Fernstraßen Neuseeland. Die verbindet die Orte Taumarunui im Ruapehu District und Stratford im Stratford District, die Strecke ist 155km lang und wird im Durchschnitt von nur 150 Autos täglich befahren.

Ich hatte schon viel von der Straße gehört und es soll ein absolutes Highlight auf der Nordinsel sein. Es ist eine sehr enge und gewundene Straß die über 3 Bergrücken und einen einspurigen Tunnel führt. Ich machte mich einfach mal auf den Weg. Es war sehr schönes Wetter, blauer Himmel und viel Sonne, dennoch war es recht kühl. Ich fuhr also los und hielt immer wieder an und mir die wunderschöne Landschaft anzusehen. Auf dem einen Miniparkplatz am Straßenrand hatte man eine unheimlich tolle Aussicht auf Mt. Taranaki, welcher seinen schneebedeckten Gipfel in den blauen Himmel streckte und nur von ein paar Schleierwolken um geben war. Hier machte ich pause, denn wie so oft auf Reisen hatte ich wieder mal nicht gefrühstückt. Ich will dann immer gleich los und nicht noch viel Zeit mit essen verschwenden.

Ich packte meine Reste, die ich noch hatte, aus und setzte mich an den kleinen Tisch. Ich blieb nicht lange alleine. Als ich fast fertig war, hielt noch ein 2. Auto an. Auch sie hatten die Idee hier zu Frühstücken. Es stellte sich heraus das es auch 2 Deutsche waren. Sie sind von Australien rübergeflogen und haben sich für ein paar Tage ein kleines Auto gemietet. Die beiden waren echt toll, sie waren vielleicht so Mitte 40 und lebten in Australien, in der Nähe von Brisbane. Wir saßen noch eine Weile zusammen und genossen die Aussicht. Dann fuhren wir weiter und an jedem Stop trafen wir uns wieder. So geschah es, dass wir den gesamten Weg zusammen fuhren.

In der Mitte des Forgotten World Highways liegt die Stadt Whangamomona. Dieser kleine verschlafene Ort ist etwas ganz Besonderes.

1989 wurde der Ort in der Mitte geteilt und 2 unterschiedlichen Verwaltungsgebieten zugeordnet. Das ist natürlich totaler Quatsch und sehr unpraktisch, das dachten sich auch die Bewohner und beschlossen kurzerhand ihre Unabhängigkeit zu erklären. So ist Whangamomona ein mini kleiner Stadtstaat. Im Whangamomona Hotel kann man sich daher auch gerne einen eigenen Stempel für seinen Reisepass holen. Das hatte ich eigentlich auch vor, aber wie das mit meinem Glück so ist, hat das Hotel im Winter nur bestimmte Tage der Woche auf und Montag gehört nicht dazu. Das fand ich echt schade, denn mittlerweile bekommt man ja eh kaum noch Stempel, geht ja alles elektronisch.

Nach der Republik Whangamomona ging es weiter auf gewundenen Straßen, durch unberührte Natur. Mt. Taranaki war jetzt langsam hinter den Bergrücken verschwunden, dafür konnte man jetzt das Tongoriro Plato aus machen. Die Landschaft hier ist wirklich unheimlich schön und an jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken.

Nachdem wir den Forgotten World Highway hinter uns gelassen hatten, machten wir noch einen Halt an einer Tankstelle und ich verabschiedete mich von meinen neuen Deutsch-Australischen Freunden.

Auch wenn es jetzt immer noch ein ganzes Stück bis zurück nach Pukekohe war, beschloss ich doch heute schon heim zu fahren. Denn auf dem Rückweg lag nichts mehr, was ich noch sehen wollte und so machte es auch keinen Sinn mehr noch irgendwo zu übernachten.