Meine kleine Weltreise

Der letzte Hieb von Jess

Das Ganze hier ging jetzt etwas schnell und ich hatte keine richtige Zeit mich von allen zu verabschieden, daher hatte ich beschlossen noch eine Nacht in Puke zu verbringen und Freddy war so nett, mich die eine Nacht aufzunehmen. So konnten wir alle zusammen noch mal essen gehen bevor ich mich dann wirklich auf nach Süden mache.

Es war schon spät als ich auf einmal eine Nachricht von Ruth (meiner neuen Hostmom in Wellington) bekam. Ich war komplett geschockt. Meine liebste gute Jess hat doch tatsächlich die Dreistigkeit besessen, Ruth zu schreiben und ihr zu sagen, dass ich die schlimmste Person in der Welt bin. Jetzt war es vorbei, ich war am Ende.

Was sollte ich jetzt tun?

Ich tat das einzige, was mir einfiel und hab ihre eine ewig lange Mail geschrieben.

Den Moment, in dem ich fertig war mit lesen, was Jess ihr erzählt hat, war mir klar, dass ich von Jess nichts anderes erwartet habe. Sie ist einfach so eine Person, das Ganze hatte mir natürlich ordentlich den Abend ruiniert und ich konnte vor lauter Wut nicht mal schlafen. Ich war sehr froh, dass Freddy da war und mich abhalten konnte etwas Dummes zu tun.

Ich schrieb Ruth noch 2 E-Mail und sie war super verständnisvoll und ist weiter hin bereit mir eine Chance zu geben. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie erleichtert ich war. Ich kann so gut verstehen, dass, wenn man so eine E-Mail bekommt, sich Sorgen macht, aber sie hat das einzig Richtige gemacht und sich auch meine Seite der Geschichte angehört und ich weiß, das hätten viele nicht gemacht. Das rechne ich ihr sehr hoch an.

Allgemein

Angstgesellschaft

Das erste Mal, dass ich durch mein Umfeld in eine Angst und Panikspirale geraten bin, war im März/ April 2020.

Corona ging gerade los und man hörte nichts anderes mehr. Die Nachrichten von Hunderten von Toten überschlugen sich und der erste Lockdown war in vollem Gange.

Ich war damals gerade noch so aus der Ukraine zurückgekommen, wo wir uns Tschernobyl angeschaut hatten. Und ich bekam eine Magen-Darm-Grippe. Das ist für mich nichts Ungewöhnliches, hab ich bestimmt einmal im Jahr.

Doch in der Zeit mit der Corona-Panik wurde mir von meiner damaligen Betriebsleitung krampfhaft versucht einzureden, dass es Corona ist.

Ich war kurzfristig der Meinung das es die Strahlenkrankheit ist, auch wenn das sehr, sehr unwahrscheinlich war.

Aber jetzt saß ich nun zu Hause, mir ging es mies und im TV und Radio hörst du nur Corona, dann fängst du an daran zu glauben.

Hier ist es mir zum ersten Mal aufgefallen, wie sehr ich mir hier was einreden lasse, was einfach nicht den Fakten entspricht. Mir wurde eine Angst eingeredet, die ich so noch nicht kannte.

Jetzt ist es wieder so.

Natürlich hatte ich viele Veränderungen und die Situation in der Welt ist alles andere als rosig und auch hier hört man in den Medien immer nur noch dasselbe. Das ist alles so schade, denn es raubt einem die Hoffnung, dass es besser werden könnte. Natürlich wird es nicht so schnell besser werden, aber irgendwann wird es wieder, so ist einfach der Lauf der Dinge.

Dennoch merke ich, dass ich wieder die Angst von Außen aufnehme und mir immer wieder selber sagen muss, „Alles ist ok!“

Natürlich haben mich die letzten Monate gezeigt, dass sehr viel Mist passieren kann und auch das macht Angst. Aber auch das ist ok. Ich hab alles, was ich brauchte und ich werde nächste Woche nicht verhungern. Klar werden die Kosten immer mehr und das Gehalt im Prinzip immer weniger, aber ich weiß, dass ich auch eine Durststrecke überbrücken kann und trotzdem versuchen muss und vor allem will, mein Leben zu genießen.

Aus diesem Grund, habe ich wieder aufgehört viel Nachrichten zu schauen. Ich schaue noch so eine viertel Stunde am Tag, das reicht. Und wenn wir mal ehrlich sind ist es eh immer das Gleiche und man kann oft nur noch mit dem Kopf schütteln.

Also hören wir auf uns gegenseitig Angst einzureden und dann wird es bald auch wieder besser.