Allgemein, Erinnerungen, Wichtig

Das ist doch alles surreal. Ukraine

„Wir haben Krieg mitten in Europa!“, ein Satz, um den man in den letzten Tagen nicht herumkommt. Die Russen sind in der Ukraine eingefallen und steh jetzt vor den Türen Kiews.

Dass es Krieg in der Welt gibt, ist nichts Neues. Dass es diesmal doch so nah an Deutschland passiert ist etwas merkwürdig, doch es beeinflusst uns noch nicht.

An die andauernden Sondersendungen im Fernsehen oder auch an die schlechten Nachrichten haben wir uns in den letzten Jahren gewohnt.

Für mich persönlich haben wir das ja immer wieder seit dem 11. September und jetzt, mit Corona war es ja eh an der Tagesordnung.

Doch was mich und auch vielleicht einige andere Europäer so surreal ist, ist das wir schon mal in Kiew waren.

Bei allen anderen Katastrophen wie dem 11. September, wir kannten New York davor nicht persönlich. Wir waren nicht da.

Aber jetzt mit Kiew…

Die Ukraine war meine letzte Auslandsreise vor Corona.

Vor fast genau 2 Jahren, war ich mit Freunden in Kiew. Wir haben da geschlafen, uns die Stadt angeschaut und das gute ukrainische Essen genossen. Wir haben uns das Tschernobyl Sperrgebiet angesehen. In Pripjat auf dem Hochhaus gestanden und über die Geisterstadt geschaut. Wir haben über die Geschichte der Atomkatastrophe gehört und auch wie gefährlich es da heute noch ist.

Dann kamen wir zurück nach Deutschland und der Lockdown begann.

Auch wenn es jetzt vielleicht dumm klingt, aber wir waren somit einige der letzten Touristen, die Kiew und auch Tschernobyl gesehen haben. Erst war da nur Corona.

Und jetzt ist es ein Kriegsgebiet.

Was auch sehr beunruhigend ist, ist das jetzt Tschernobyl in russischer Hand ist und das diese Gerüchte zufolge, sich nicht um die Sicherheit in diesem hochgefährlichen Gebiet scheren. Und keiner weiß, ob die stark erhöhten Strahlungswerte, „nur“ durch aufgewirbelt Staub verursacht wurden oder ob nicht doch irgendwas mit der Reaktorruine passiert ist.

Immer wenn ich den einen Reporter sehe, der vor den Sophienkathedrale steht und erzählt, dass die jetzt als Militärstützpunkt genutzt wird, oder einfach nur diesen Mann mit der schusssicheren Weste da stehen zu sehen, ist so krass.

Ich weiß noch als ich und mein Vater und Frank da waren, nach einem deftigen ukrainischen Abendessen und Fotos gemacht haben. Ich habe noch mit meinem Vater diskutiert, wie gut oder nicht seine Handykamera ist.

Genau das ist das, was die ganze Sache so unwirklich macht. Wir haben es noch gesehen. Wie lange das Stadtzentrum noch so sein wird wie wir es noch kennen weiß man nicht.

Hoffen wir, dass es bald ein Ende nimmt!

Reisen

Mein Gesamteindruck

Hallo

Heute gibt es eine kleine Zusammenfassung meiner Eindrücke zu der Reise allgemein.

Zuerst einmal muss ich sagen, dass in meinen Augen die Ukraine ein bettelarmes Land ist. Weniger in der Stadt. Ich habe jetzt nur Kiew gesehen. Hier wird gebaut ohne Ende und es gibt auch wirklich alles, was man so braucht. Das ist natürlich nur der erste Eindruck. Mehr kann ich auch nicht geben, denn dazu war ich nicht lang genug da. Ich war verwundert das sich auch hier viel unter der Erde abspielt. Wir haben uns in der einer riesigen Shopping Mall verlaufen.

Mein Trip in die Ukraine wurde von einigen, mehr oder weniger liebevoll, als Katastrophen-Tourismus bezeichnet und in einer gewissen weiße haben sie recht. Ich bin hier mit meinem Vater, Frank und Peggy, um uns Tschernobyl anzuschauen.

Ich denke auch das von Tschernobyl jeder schon einmal etwas gehört hat. Es ist wie es ist und ich werde mich dafür nicht schämen.

Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass es genau die richtige Zeit war sich die Sperrzone anzuschauen. Denn es wird immer mehr zum Massentourismus. An den Kontrollpunkten wird gebaut ohne Ende, um es auf westliche Standards zu bringen und auch Maria, die unsere Tour geleitet hat, bestätigte uns, das seit dem US Filmen und Serien über Tschernobyl der Tourismus in der Sperrzone zu 82 % gestiegen ist.

Als wir da waren, waren wir bei weitem nicht allein, auch wenn sich die ca. 400 Menschen an diesem Tag gut verteilt haben. Maria erzählte uns von bis zu 1600 Menschen pro Tag im letzten Sommer und es werden sicher nicht weniger. Die Kontrolle an der Checkpoints haben teilweise über 2 Stunden gedauert. Was bei einer Tagestour unheimlich viel Zeit ist.

Wir hatten eine private Tour welche ca. 11 Stunden gedauert hat.

Um 8 Uhr wurden wir abgeholt und um 19 Uhr waren wir zurück. Davon waren ca. 3,5 Stunden reine Fahrzeit von Kiew bis zur Sperrzone. Wenn man dann noch 2 Stunden an dem Kontrollpunkt warten muss sind nur noch knapp 6 Stunden übrig. Und das ist nicht so viel Zeit. Wir hatten Glück und hatten ca. 8 Stunden Sperrzone. Und es war super ich kann jedem nur unsere Tour empfehlen. Wir haben unsere Tour bei Gamma Travel gebucht und es war eine Privattour, also nur wir 4 und Maria und unser Fahrer Mischa. Das war ideal. Peggy die noch eine Nacht länger in Kiew geblieben ist hat mir nachher erzählt, dass sie am nächsten Tag noch jemanden kennengelernt hat, der auch den Tag zuvor so eine Tour gemacht hat und die haben nicht die Hälfte von dem gesehen was wir gesehen haben. Es waren auch wesentlich mehr Leute und auch das Auto, was sie hatten war nicht im Ansatz so bequem wie unseres.

Dazu muss man sagen, dass wir jetzt wieder zu dem Punkt kommen das die Ukraine wirklich ein armes Land ist.

Die Straßen sind da und es gibt Kreuzungen die Dimensionen haben, das ist unglaublich. Da kann ein LKW problemlos wenden, ohne zurückzusetzen. Dennoch sind außerhalb der Stadt diese Straßen oft kaputt. Ich rede jetzt nicht von der Sperrzone wo seit 30 Jahren die Zeit mehr oder weniger still steht.

Ich rede von den Dörfern. Auf unserer Fahrt zur Sperrzone sind wir durch viel kleine Dörfer gekommen. Immer wieder gab es Bushaltestelle an denen Menschen standen aber kein Haus in Sicht war. Oder auch mitten im Nirgendwo liefen auf einmal Menschen an der Straße entlang.

Ich sage jetzt mal einfach, dass wir ja immer auf einer Hauptstraße gefahren sind aber bis auf Tankstellen gab es auch kaum Läden zu sehen. Wir fuhren an einem Markt vorbei wo auch alles möglichen Sachen angeboten wurden.

Dazu kommt das die es alles recht heruntergekommen aussah. Die Häuser waren zusammen geschustert, es war alles irgendwie improvisiert und zusammen gewürfelt. Teilweise gab es nur Schuppen und die Autos die hier, auf dem teils sehr kaputten Straßen fuhren waren auch alle von um die 30 Jahre alt. Vom Reichtum der Städte hat das Land nicht viel abbekommen. Die meisten Häuser hatten noch Hühner und andere Tier, wohl auch zu Selbstversorgung.

Eingang zu unserem Airbnb

Mein Eindruck von diesem Land ist einfach, dass es arm ist. Anzeichen davon findet man auch in der Stadt wieder. Das Wasser aus der Leitung reicht höchstes zum Duschen doch damit kochen oder es gar trinken will ich nicht. Es schmeckt schrecklich und metallisch. Peggy hatte mir das vorher schon gesagt aber ich hab das Wasser trotzdem mal gekostet und es ist wirklich nichts.

Am Flughafen hatten wir alle noch gedacht das Kiew wirklich sauber ist doch schon auf dem Weg vom Bahnhof zur Unterkunft änderte sich das Bild.

Und auch unsere Unterkunft machte von Außen kein gutes Bild. Hier in Kiew gab es dann schon viele, neue Autos aber auch unser Tourbus ist Ursprünglich aus Dachau, was die Umweltplakette in der Windschutzscheibe verriet.

Ich denke das die Ukraine ein sehr stolzes Land ist und das es auch hier große Unterschiede zwischen Land und Stadt gibt. Die Katastrophen die das Land mit gemacht hat, von der Atomexplosion, über den zerfall der Sowjet Union und nun der Krieg mit Russland, hat das Land viel gekostet und es wird noch sehr lange dauern bis es sich mit Europa messen kann.

Ich wünsche dem Land das Beste und all die Herzlichkeit und Gastfreundschaft sollte wirklich belohnt werden.

Marie

PS: Es gibt immer noch so viel zu erzählen über die Sperrzone und unsere Tour. Diese Geschichten werde ich immer Mal wieder erzählen, wenn es sich anbietet!

Reisen

Willkommen in Kiew

Hallo

Es ist 2 Uhr als ich zum gefühlt 100sten mal auf meine Uhr schaue. Naja, jetzt brauch ich auch  nicht mehr schlafen, denn in 30min klingelt der Wecker.

Um 3 Uhr soll es losgehen. Mein Vater, mein Nachbar Frank und ich fahren nach Berlin zum Flughafen Schönefeld. Obwohl ich schon viel geflogen bin, in Schönefeld war ich noch nie. Laut Google soll die Fahrt 2,5 Stunden dauern. Zum Glück muss ich nicht fahren und so wie mein Vater fährt, waren wir in 2 Stunden da. Schnell war ein Parkplatz gefunden und zum Einchecken haben wir ja nichts. Durch den Securitycheck ging es in wenigen Minuten.

Aber was nun? Der Flieger nach Kiew geht erst in 3 Stunden. Das bedeutet wir haben noch genug Zeit etwas zu frühstücken. Normalerweise frühstücke ich nicht aber da ich kaum geschlafen habe, muss jetzt schnell ein Kaffee her.

Schon lange ist die Reise nach Kiew geplant und ich freue mich auch schon. Dennoch weiß ich, dass es nicht einfach werden wird. 

Denn ich reise nicht nur mit Frank und meinem Vater, nein, wir werde in Kiew noch Peggy treffen.

Gerade in Kiew gelandet kamen 2 Ärzte an Bord unserer Maschine, um zu kontrollieren, dass auch keiner Fieber hat. Auch bis hierher hatte sich also die Corona Angst ausgebreitet. Zum Glück hatte bei uns wohl keiner irgendwelche Anzeichen und so durften alle einreisen.

Obwohl meine Freundin eigentlich eher ankommen sollte als wir. Kamen wir nun zeitgleich an. Wir etwas zu früh und sie hatte Verspätung. 

Die Passkontrolle stellte kein Problem dar und so gab es auch endlich einen neuen Stempel in unseren Reisepässen. 

Schon jetzt machte sich der Unterschied zwischen der Art zu reisen bemerkbar.

Peggy will schnell viel sehen. Mein Vater und Frank sind eher an den kulinarischen und flüssigen Schätzen des Landes interessiert. Ich bin flexibel. Viele Gedanken was ich in Kiew sehen will, hatte ich mir nicht gemacht. So war mir alles recht. Potenziell habe ich hier eh nur heute. Denn morgen geht es nach Tschernobyl und die Tour wird den ganzen Tag gehen. 

Die Männer hatten jetzt Hunger und wollten essen. Leider können wir aber das Restaurant nicht finden. 

Jetzt sitze ich zwischen den Stühlen. Ich merke das sowohl Peggy, als auch Vater und Frank langsam die Geduld miteinander verlieren.

Bevor die Situation eskaliert beschließen wir uns zu trennen. Ich bleibe bei den Männern und Peggy zieht alleine los. 

Die Männer hatten Hunger. Noch einmal fragten wir einen Passanten und zum Glück weiß er den Weg. Zwar versteht er mich kaum und ich ihn auch nicht, doch er konnte uns in die richtige Richtung weißen.

Nach endlosen 10 min erreichten wir das typische ukrainische Restaurant. 

Hier gefällt es uns. Es ist so wie wir es uns vorgestellt haben. Die Kellner tragen traditionelle Kleider und auch das Essen ist typisch ukrainisch und mit viel Knoblauch. Was die Männer essen weiß ich nicht, ich probiere das Chicken Kiew und danach noch ein Stück Kiew Cake. Es ist beides unheimlich lecker. Doch den Kuchen teilen wir uns zu dritt. Er ist super lecker aber auch super süß und reichhaltig.

Ich hatte die Zeit hier sinnvoll genutzt und mir über das Restaurant Wi-Fi eine offline Karte von Kiew heruntergeladen. Jetzt könnten wir uns auch endlich allein zurechtfinden.

Jetzt da die Männer endlich satt waren wurde auch die Stimmung besser. Sogar die Lust auf Sightseeing kam auf.

Außerdem war ein Verdauungsspaziergang dringend notwendig. 

Also los. Zuerst ging es zur Sophie Kathedrale und zum Reiter. Leider stellte sich später heraus, dass wir hier Peggy nur um Minuten verfehlten. Was dazu führte das sie nicht in die Wohnung konnte und wir auch nicht erreichbar waren.

Obwohl wir uns gleich nach dem Reiter auf den Heimweg machten. Schnell kauften wir noch etwas, für morgen ein. Und das war auch schon unser Tag. Er war lang und dennoch bin ich kaum müde. Jetzt werde ich versuchen etwas Schlaf zu bekommen, denn auch morgen wird ein langer Tag werden.

Gute Nacht.